Rede zum 1. Mai 2022 in Gelsenkirchen von Martin Gatzemeier

Jetzt liefert Deutschland also wieder Waffen. Diesmal in einen laufenden Krieg. Mit diesem Wahnsinn nehmen wir uns als ehrlicher Makler aus dem Spiel. Wir verschwenden Ressourcen in einem unfassbaren Ausmaß, befördern mit Rüstungsproduktion und der Verlängerung des Krieges die Klimakatastrophe.

Hier wurde viel über eine Zeitenwende schwadroniert. Aber hier gibt es keine Zeitenwende, denn das was hier passiert ist business as usual, nur das diesmal Russland das Völkerrecht bricht, während dies zuvor die Nato und die Amerikaner getan haben.

Deutschland lässt sich zum nützlichen Idioten machen, indem es Kriegsgerät liefert. Aber Waffen werden diesen Krieg nicht beenden. Sie werden nur noch mehr Leid und Zerstörung bringen und die Gefahr eines Atomkrieges vergrößern, in dem Deutschland ausgelöscht werden könnte.

Was wir hier im Moment sehen, ist ein völliges Versagen der deutschen Regierung, die sich scheinbar in ihre Vasallenrolle eingefügt hat, ein Versagen des deutschen Journalismus, der die Eskalation noch befeuert, ein Versagen der Kirchen, die nicht mehr die Friedensfahne flaggen, sondern Nationalflaggen. Ich glaube der Mann aus Nazareth schämt sich gerade für sein selbsternanntes Bodenpersonal.

Auch die sogenannte Zivilgesellschaft ist kriegsbesoffen wie seit Jahrzehnten nicht mehr und die asozialen Medien werden von den üblichen PR-Klitschen mit der üblichen Kriegspropaganda geflutet. Diese Klitschen verkaufen Kriege wie andere Leute Waschpulver, aber die Zivilgesellschaft bekommt gar nicht mit, wie sehr sie für die Interessen der Rüstungskonzerne instrumentalisiert wird, denn man ist zu sehr mit geifern beschäftigt.

Bei all diesen Unsäglichkeiten sollte man jedoch eines nicht vergessen. In diesem Krieg sterben Menschen, Ukrainer und junge russische Soldaten. Dieser Krieg ist nur durch Diplomatie zu beenden. DIE LINKE im Bundestag hat geschlossen gegen Waffenlieferungen gestimmt. Sie hat damit das getan, was die Regierung hätte tun müssen: Verantwortung für die friedliche Lösung dieses Konfliktes zu übernehmen.

Auch in diesem Konflikt gilt: Das erste, was im Krieg stirbt, ist die Wahrheit. Dieser ernüchternden Erkenntnis müssen wir uns stellen. Man muss sich kühl und vernunftgesteuert dem Konflikt nähern, anstatt sich den üblichen Affekten hinzugeben und damit das Leid auf beiden Seiten zu vergrößern.

Berta von Suttner schrieb:

„Keinem vernünftigen Menschen wird es einfallen, Tintenflecken mit Tinte, Ölflecken mit Öl wegwaschen zu wollen. Nur Blut soll immer wieder mit Blut abgewaschen werden.“

Es wird auch diesmal nicht funktionieren.