Ratssitzung vom 22.08.2024
Wir sprechen uns für den Verbleib des Punktes (Resolution gegen das neue Kommunalwahlgesetz NRW) auf der Tagesordnung aus.
Auch Die Linke NRW wird klagen und heute wäre eine gute Gelegenheit, abgesehen davon, dass die Resolution nicht durchkommen würde hier im Rat, darüber zu diskutieren.
Danke.
Martin Gatzemeier
Frau Oberbürgermeisterin, meine Damen und Herren,
bereits am Tag des Beitritts Gelsenkirchens zur „Partnerschaft Deutschland GmbH“, schon der Name ist ein Witz, haben wir dieser „Partnerschaft“ unsere Zustimmung verweigert. Dies werden wir auch bei dieser Vorlage tun.
Wir halten, obwohl sich die Partnerschaft Deutschland GmbH in Öffentlicher Trägerschaft befindet, diese weiterhin für ein Konstrukt, das Städte und Gemeinden in Richtung PPP- Projekte schieben soll.
Denn trotz der unglaubwürdigen Beteuerungen und medienwirksamen Krokodilstränen, über die Verschuldung der Kommunen, ist genau diese Verschuldung das, was gebraucht wird, um Kommunen wie Gelsenkirchen in weitere Öffentlich-Private Partnerschaften zu treiben, zum Schaden der Bürger und des Gemeinwohls.
Die Darstellung, dass die Partnerschaft Deutschland zu 100% in öffentlicher Hand ist, ist natürlich komplette Augenwischerei, denn es ist eine GmbH und damit befinden wir uns rechtlich im Bereich des Privatrechts.
Konstruktionen wie diese dienen dem weiteren Ausverkauf von öffentlicher Infrastruktur und dem weiteren Kompetenzabbau in den Kommunen. Die Partnerschaft Deutschland GmbH ging aus der ÖPP Deutschland AG hervor, an der sich auch Aktionäre aus der Privatwirtschaft beteiligt hatten.
Deswegen entschloss man sich aus kosmetischen Gründen zu einem Konzernumbau und 2016 schieden – offiziell - die Privaten aus. Es hatte aus kritischen Organisationen und der Zivilgesellschaft zu viel Kritik gegeben an diesem Konstrukt.
Aber noch 2020 unterhielt die GmbH Rahmenverträge mit McKinsey, Boston Consulting und Roland Berger, all die Player, die massiv am neoliberalen Umbau unseres Sozialstaates mitgeschraubt hatten und damit genau für die Verschuldung gesorgt hatten, die ihr zukünftiges Geschäftsfeld absichern würde.
Die Partnerschaft Deutschland GmbH berät vermeintlich die Kommune auch bei Schulbauten und ähnlichen Dingen, wobei beraten hier heißt Public-Private Partnerships den Kommunen als alternativlos aufzudrängen. Mit solchen vergifteten Geschenken betreiben die jetzige, wie auch die vorherigen Bundesregierungen, eine weitere Privatisierung öffentlichen Eigentums durch die Hintertür.
Bei der Partnerschaft Deutschland GmbH muss man sich nur das Management ansehen, um zu wissen, woher der Privatisierungswind weht. Das Gros der dort Beschäftigten kommt aus der Privatwirtschaft und dort aus genau den Firmen - Beratungsunternehmen, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, Steuerberatungsunternehmen und großen Wirtschaftskanzleien-die zuvor den Staat gewaltig gerupft haben.
Wer jetzt glaubt, der Saulus sei zum Paulus geworden, ist noch naiver als ich mir das in meinen kühnsten Alpträumen vorstellen könnte. Intern ist man in der Wirtschaft sehr offen; dort wird PPP mit Pushing Private Profits übersetzt. Es geht bei solchen PPPs, zu denen die „Partnerschaft“ rät, darum, dass die Öffentliche Hand zahlt, sprich der Dumme ist, und die privaten Akteure gewaltig abkassieren.
Ich darf Sie, meine Damen und Herren, noch einmal daran erinnern, dass es eine gemeinsame Stellungnahme unserer obersten Rechnungsprüfer gibt, nämlich eine gemeinsame Stellungnahme des Bundesrechnungshofes und aller Landesrechnungshöfe, die sagt, dass PPP-Projekte teuer, ineffizient und faktisch bürgerfeindlich, weil komplett intransparent, sind.
In diesen PPP-Konstruktionen werden Kosten in den Kalkulationen geschönt oder ausgelagert, die Bedingungen für Beschäftigte verschlechtert und Kosten, die eigentlich als Schulden in der öffentlichen Rechnungslegung auftauchen müssten, werden verschleiert. Sie können das im Haushalt nachlesen, wie viel das sein wird, da werden Sie sich sehr wundern.
Kurz und gut im Grunde müsste jede weitere GmbH- Gründung und jedes weitere PPP-Projekt durch die Stadt von den Stadtverordneten abgelehnt werden und zwar überall in Deutschland, denn im Endeffekt wird das für die Kommunalfinanzen teuer und intransparent, völlig gleichgültig ob dort Stadtvertreter im Aufsichtsrat hocken.
Ich finde es eigentlich skandalös, dass solche Konstrukte weiter betrieben werden, anstatt endlich wieder vorhandene Ressourcen selbst und selbstbestimmt zu nutzen und Sachverstand wieder an sich zu ziehen und zu vergrößern. Denn mit jedem ausgelagerten Projekt werden die Kommunen handlungsunfähiger und auch das ist von bestimmten Kreisen gewünscht, das produziert, genau wie die künstlich herbeigeführte Finanzknappheit der Kommunen, die „Sachzwänge“, die man braucht, um der Privatwirtschaft Aufträge zuzuschustern.
Wie hat Dr. Werner Rügemer, ein Spezialist auf diesem Gebiet, das mal so schön beschrieben, kritisch beschrieben:
„Das Instrument (PPP-Projekte) funktioniert so aber nur, weil die sogenannten „Verantwortlichen“ der öffentlichen Seite – von der Bundesebene bis zur kommunalen Ebene – sich als Komplizen und Mittäter der privaten Seite verhalten, auch wenn sie gar keine gleichberechtigten, sondern nur unterwürfige, wohl auch verachtete Komplizen und Mittäter sein dürfen.“
Wir Bürger sollten uns den Staat wieder zurückholen, denn, wenn wir auf diesem Holzweg weiterlaufen, wird uns unser Staatswesen in nicht allzu ferner Zukunft um die Ohren fliegen.
Denn weder ein Staat, noch eine Stadt sind ein Konzern, obwohl uns das allerorten in den Vorlagen verkündet wird, denn ein Konzern kann im Zweifel abgewickelt werden,- mit einer Stadt und seinen Bürgern, die ja angeblich der Souverän sind, geht das nicht. Das sollte endlich als Einsicht in den Kommunen ankommen.
Danke.
Bettina Angela Peipe
Es gilt das gesprochene Wort.
Frau Oberbürgermeisterin, meine Damen und Herren,
grundsätzlich sind wir immer damit einverstanden, solche Dienstreisen zu genehmigen, aber bei dieser Vorlage werden wir uns mehrheitlich enthalten. Und ich werde Ihnen und auch Ihnen, Herr Wöll, kurz darlegen, warum.
Wir als Linke unterstützen das Gedenken an die deutschen Verbrechen der Nazizeit vehement und unsere Solidarität und unser Mitgefühl gilt den Menschen- gleich welcher Nation-, die durch die Naziherrschaft getötet wurden und deren Bevölkerungen durch einen verbrecherischen Vernichtungskrieg Deutschlands ermordet wurden.
Friedenspolitik muss daher absolut im Mittelpunkt von Erinnerungskultur stehen.
Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg! Diesem Schwur von Buchenwald fühlen wir uns verpflichtet.
Was wir im Rahmen derartiger Veranstaltungen jedoch immer häufiger erleben, ist nicht nur eine üble Geschichtsklitterung, sondern eine Verharmlosung von Krieg und Aufrüstung, die geradezu abstoßend ist für mich. Gerade auf dem Riga Symposium z. B. 2022, es gab einen Zeitungsbericht dazu, gab es für meinen Geschmack fast bellizistische Töne, die auf solchen Veranstaltungen, die dem Frieden, der Völkerverständigung und dem Gedenken an die Millionen von Kriegsopfern dienen sollten, nichts zu suchen haben und die – damals noch verklausuliert - einer „Kriegstüchtigkeit“ das Wort redeten.
Derartigen Entwicklungen in der deutschen Erinnerungskultur werden wir uns entgegenstellen. Zumal solche Entwicklungen von der Bundesregierung und Teilen der Opposition befördert werden.
Ein übergroßer Einfluss gerade baltischer und polnischer Regierungskreise auf EU- europäische Politik hat sich als geradezu verhängnisvoll erwiesen. Auch solche Formate wie das Riga Symposium scheinen davon angekränkelt, denn eine sehr einseitige Geschichtsbetrachtung bricht sich hier Bahn. Hier bedarf es dringend massiver Korrekturen.
Dass mittlerweile, um zwei Beispiele zu bringen, Ukrainer in Bausch und Bogen als Opfer im 2. Weltkrieg dargestellt werden, obwohl ukrainische Soldaten, sowohl aufseiten der Sowjetarmee, wie auch aufseiten der deutschen Faschisten zu finden waren, zeigt wie weit die historische Verwirrung hier bereits fortgeschritten ist.
Noch unappetitlicher wird es, wenn mittlerweile mehr und mehr versucht wird, auch von ehemaligen Alliierten, den übergroßen Beitrag der Sowjetunion an der Befreiung Deutschlands vom Faschismus schlichtweg zu leugnen.
All diese Fehlentwicklungen im Bereich Erinnerungskultur müssen thematisiert werden. Sollten sich solche Veranstaltungen immer mehr in die oben beschriebene Richtung entwickeln, so sollte Gelsenkirchen sich sehr überlegen, ob sie weiterhin ein Mitglied in solchen Organisationen sein möchte, denn dann würde sie den Opfern, den 25000 aus Deutschland, Tschechien und Österreich ins Ghetto Riga deportierten Juden einen Bärendienst erweisen.
Diese Menschenrechtsverbrechen waren nur unter Kriegsbedingungen möglich. Die Quintessenz daraus muss lauten, Friedenspolitik muss die oberste Forderung solcher Veranstaltungen sein und die Beteiligten müssen sich dafür einsetzen, die Sichtweisen aller Nationen gleichberechtigt darzustellen.
Wir hoffen sehr Herr Wöll, dass Sie sich, anders als einige ihrer Parteifreunde - Merz und Kiesewetter seien hier unrühmlich erwähnt- und auch anders als unsere, für meinen Geschmack fast bellizistische Außenministerin, Frau Baerbock, deren Ministerium an der Ausrichtung dieser Veranstaltung beteiligt ist und diese unterstützt, weiterhin für Frieden und Verständigung einsetzen zum Wohle Gelsenkirchens und zukünftiger Generationen.
Danke.
Bettina Angela Peipe
Es gilt das gesprochene Wort.
Ratssitzung vom 04.07.2024
Dieser Antrag, der zu einer Schweigeminute für einen Polizisten in einer anderen Stadt aufruft, soll nur der Profililierung der AfD nutzen. Wir lehnen eine derartige Instrumentalisierung von Gewaltopfern- gleichgültig aus welcher politischen Richtung sie kommt- grundsätzlich ab. Aus diesem Grunde werden stimmen wir dem Absetzungsantrag zu.
Anmerkung: Der Antrag wurde mehrheitlich abgelehnt
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, meine Damen und Herren,
wir beantragen die Absetzung des Tagesordnungspunktes 1.2 .
Ich glaube es war Monika Gärtner-Engel, die solche Anträge immer Murmeltieranträge genannt hat, denn sie erinnern fatal an den Film: "und täglich grüßt das Murmeltier".
Dieser Antrag wird von uns abgelehnt, da wir für eine pauschale Diffamierung gegenüber Muslimen nicht zur Verfügung stehen. Was die sogenannte Recherche von Herrn Schreiber angeht, ist sie willkürlich und in keiner Weise repräsentativ für das Gros der Muslime. Außerdem verkennt sie, dass die weit überwiegende Mehrheit der Muslime eher säkular ausgerichtet ist.
Anmerkung: Dieser Antrag wurde an den Ausschuss für Ordnung, Prävention und Verbraucherschutz verwiesen
Jeder Gelsenkirchener Bürger hat die Möglichkeit ein barrierefreies Wahllokal aufzusuchen und dort zu wählen. Somit sehen wir keinen Grund für eine Änderung, zumal es für alle Wähler entscheidender sein sollte, dass so viele Wahllokale wie möglich zur Verfügung stehen, um eine zügige Stimmabgabe zu ermöglichen, ohne Schlangenbildung.
Wir lehnen somit den Antrag ab.
Anmerkung: Die Rede wurde nicht gehalten
Der Antrag wurde an den zuständigen verwiesen
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, meine Damen und Herren,
wir sind natürlich für den Verbleib dieses Antrags auf der Tagesordnung. Weil dieser Antrag ein gutes Zeichen an besonders gut integrierte Menschen senden würde, dass sie in dieser Gesellschaft willkommen sind. Derartige Offensiven würden auch die Akzeptanz unter den Migranten für unser Gemeinwesen erhöhen, weil man sich aufgehoben und angenommen fühlte, deswegen wäre dies ein guter Ansatz einer Entfremdung entgegen zu wirken.
Wir werden diesem Antrag zustimmen.
Anmerkung: Der Antrag wurde vom Rat abgesetzt
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, Kolleginnen und Kollegen
Wir sprechen uns für den Verbleib auf der Tagesordnung aus. Das Thema wirft immer mehr Fragen auf, weil andere Städte deutlich anders damit umgehen.
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, Kolleginnen und Kollegen
Auch wir möchten weitere Möglichkeiten eines Livestreams nutzen dürfen.
Es ist nicht einzusehen, dass wir unsere eigenen Reden nicht nutzen dürfen, obwohl wir die Urheberschaft am eigenen Wort haben. Ja, wir haben einen Ratsbeschluss dazu, aber den kann man ändern. Wenn es denn gewollt wird, dass man die eigenen Beiträge, und nur die, für die Öffentlichkeitsarbeit nutzen möchte.
Sollte sich dazu keine Mehrheit finden, dies ist abzusehen, würde es ja schon helfen, wenn in der Aufzeichnung Reiter eingebaut würden, um die Tagesordnungspunkte zu finden und weitere Reiter, um die jeweiligen Redebeiträge direkt anklicken zu können.
Die Bürger interessieren sich nicht immer für die gesamte Veranstaltung, aber einzelne Punkte würden sie schon gerne mit kompletter Diskussion sehen bzw. auch nur einzelne Redebeiträge.
Anmerkung: Der Tagesordnungspunkt wurde von der Tagesornung abgesetzt
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, meine Damen und Herren,
wir werden dem vorliegenden Antrag zustimmen.
Zwar gäbe es sicher auch Argumente, angesichts der Stadtfinanzen, auf solche Feierlichkeiten zu verzichten oder sie zumindest kleiner zu gestalten, jedoch sind derartige Feiern zu Stadtjubiläen üblich und die überwiegende Mehrzahl der Bürger - davon gehen wir aus - steht einem solchen Jubiläumsfest positiv gegenüber.
Deswegen auch von uns Zustimmung.
Ein Rückblick auf die eigene Geschichte erscheint uns in diesem Zusammenhang auch durchaus wünschenswert, zumal dieser Rückblick flankiert wird von kulturellen Aktivitäten und einer stadthistorischen Veranstaltungsreihe.
Wir hoffen allerdings auch, dass die Stadt, das Wort Jubiläum nicht zu einer reinen Jubelfeier umdeklariert, sondern bei einem derartigen Rückblick auch durchaus die vorhandenen, vielschichtigen Problemlagen angesprochen werden.
Wir hoffen für die Zukunft, dass sich die Stadtspitze nicht als zu willfährig erweist bei unerprobten Neuerungen, hier seien die Stichworte Digitalisierung und Überwachung genannt, die von Menschen wie Snowden, Assange, Zuboff und Vidal immer wieder thematisiert wurden und werden und das zieht sich herunter bis auf die Kommunen.
Ein wenig Selbstkritik sollte Teil eines solchen Jubiläums sein, denn reine Selbstbeweihräucherung ist sicher für die Zukunft einer Stadt nicht hilfreich.
Ein Rückblick scheint uns schon deswegen sinnvoll, da immer noch das Bonmot gilt, wer seine Vergangenheit nicht kennt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.
Angesichts der momentanen Weltlage erscheint uns ein Rückblick auch in die Kriegszeiten und die Verheerungen, die sie in Gelsenkirchen angerichtet haben, wichtig und notwendig, um der - besonders in der veröffentlichten Meinung – das sei hier klar nochmal gesagt- vorhandenen Kriegsbesoffenheit massiv entgegenzuwirken.
Wenn dieses Jubiläum neben den Festivitäten auch eine innere Einkehr bewirken würde, hätte es seinen Zweck schon erfüllt.
Danke.
Anmerkung: einstimmig vom Rat zugestimmt
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, meine Damen und Herren,
Die Linke wird der Vorlage zustimmen.
Wir haben zwar angesichts der extremen Preissteigerungen ausgemachte Bauchschmerzen, allerdings erscheint uns das Projekt als zu wichtig, um es scheitern zu lassen.
Die Erhöhung der Kosten von ursprünglich angesetzten 13,90 Millionen auf jetzt aktuell 25,96 Millionen ist gravierend.
Dieses Projekt des Stadtumbaus wird jedoch für eine weitere Aufwertung der Region auch als Tourismusregion sorgen und uns erscheint es schon aus dieser Erwägung heraus nachhaltiger als andere Projekte, wie z.B. die gerade stattfindende Europameisterschaft.
Die Preissteigerungen selber kann man der Verwaltung nicht anlasten, denn sie beruhen zum großen Teil auf durch die Bundesregierung selbst verschuldeten Fehlentwicklungen und Kostensteigerungen, die sich erst bei vertieften Bestandsaufnahmen ergeben haben.
Zumindest das letztere scheint uns völlig normal angesichts einer derartig industriell vorgenutzten Region. Auch Bombenverdachtsfälle müssen immer in die Kalkulation eingerechnet werden.
Erhöhte Kosten durch neue Anforderungen an Nachhaltigkeit und ökologische Belange werden zukünftig immer häufiger sofort eingepreist werden müssen.
Wir hoffen, dass sich die Erwartungen an eine Attraktivitätssteigerung der Region als Tourismusregion erfüllen, auch davon wird abhängen, ob die geplanten Gastronomiekonzepte aufgehen und sich die Investitionen gelohnt haben werden.
Touristen müssen für diese Region und diese Landschaft begeistert werden. Eine gute Gastronomie mit einem vielversprechenden Pächter wird nur dann erfolgreich sein, wenn abzusehen ist, dass ein solches Angebot auch rentabel ist.
Die Kostensteigerungen die unter dem Tagesordnungspunkt 4.2 aufgerufen werden, sind ebenfalls extrem. Bei den Mehrkosten von 1,36 Mio. hoffen wir zumindest auf Einsicht beim Land und dass es bei der mündlichen Zusage einer Erhöhung der Mittel bleibt.
Insgesamt gehen wir als Fraktion davon aus, dass dieses Projekt ein weiterer Baustein sein wird, hin zu einer weiteren Transformation der Region, einer vom Strukturwandel massiv betroffenen Region, bei der auf diesem Gebiet viel nachzuholen ist, da man vonseiten der Politik oft zu lange einen nötigen Strukturwandel hinausgezögert hat.
Angesichts dieser Überlegungen stimmen wir diesen beiden Vorlagen trotz aller Bedenken zu.
Frau Oberbürgermeisterin, meine Damen und Herren,
die Friedhofslandschaft ist hier in Gelsenkirchen eine never ending story.
Wir reden seit Jahren in den zuständigen Ausschüssen und hier im Rat darüber, dass etwas getan werden muss, um die Abwanderung von Gelsenkirchener Bürgern, wenn es um die eigene Bestattung geht, in die Nachbarkommunen zu verhindern.
Uns konnte bisher niemand plausibel erklären, warum die Kosten für eine Aushebung eines Grab- oder Urnenlochs fast doppelt so teuer ist, wie in Gladbeck. Wird hier mit goldenen Schaufeln gegraben oder muss vielleicht auf Grund der Bodenbeschaffenheit mit Pressluftwerkzeugen bergmännisch abgebaut werden? Wir wissen es nicht.
Bis jetzt sehen wir bei der Verwaltung nur eine Ausrichtung auf die ökonomische Seite. Es geht zum Beispiel in Horst um die Ersparnis von 200 000€, das ist scheinbar das zentrale Anliegen.
Wir sehen, und das macht auch die Bürger wütend, wenig Empathie und Mitempfinden, denn schließlich geht es hier um ein sensibles Thema, das für die Menschen mit Trauer und Verlust behaftet ist, stattdessen soll die Bevölkerung vor vollendete Tatsachen gestellt werden, von Rücksichtnahme auf Trauertraditionen mal ganz abgesehen.
Das ist die Arroganz der Macht.
Teile des Friedhofes in Horst haben sich in Feuchtgebiete verwandelt. Aber warum sollten dort nicht weiter Urnenbestattungen stattfinden? Jetzt sollen Stelen für Urnen aufgestellt werden. Wenn die Nutzung dann teurer ist als in anliegenden Städten, dann wird auch das nichts. Diese Möglichkeit der Urnenbestattung muss offensiv beworben werden, sonst geben wir wieder viel Geld für nichts und wieder nichts aus.
Weiterhin regen wir einen Wettbewerb zur Gestaltung von Kolumbarien für Gelsenkirchen an, sonst wird die Kundschaft weiter abwandern, wenn diese unattraktiv sind.
Es stellt sich für uns auch die Frage, warum wurden in Horst die Pumpen abgestellt, beziehungsweise wurde erst keine ordentliche Drainage erstellt? Die Stadt hat eine erkleckliche Summe vom Bergbau als Ablösung der Bergschäden erhalten. Warum wurde das Geld nicht dafür eingesetzt, um die Schäden klein zu halten? Stattdessen wurde es an anderer Stelle verbraten. Aber man hat sich in vielen Bereichen daran gewöhnt öffentliche Infrastruktur auf Verschleiß zu fahren, dann ist das so.
Für unsere Friedhöfe hätten man sich mit mehr Phantasie neuen Formen der Bestattung zuwenden müssen, um so neue Kunden zu werben.
Nun sollen die Wahlgräber in den Peripheriebereichen 1 und 2 noch genutzt werden dürfen, aber wie lange noch. Man könnte ja auch die betroffenen Wahlgräber schließen und Entschädigungen zahlen, denn mit jeder weiterer Bestattung produziert man Wachsleichen, was auch keiner will.
Bei all diesen Fragen besteht nach Meinung der Bürger weiterhin Diskussionsbedarf.
Wir hatten bei den verschiedenen von uns besuchten Veranstaltungen jedenfalls den Eindruck, dass noch viel Klärungsbedarf besteht. Zumindest dem versucht die Empfehlung vom Betriebsausschuss
nachzukommen. Wenn denn noch die Frage nach den Urnenbestattungen in 1und 2 geklärt würde, könnte man die Bürger wenigstens ein wenig zufriedenstellen.
Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit.
Die Linke wird unter großen Bedenken, der Erweiterung der Zügigkeit zustimmen.
Allen Beteiligten dürfte jedoch klar sein, dass der Bedarf an neuen Schulraum vorhanden ist, sich vielleicht sogar noch vergrößern wird. Deswegen werden wir einer solchen Erweiterung zustimmen.
Wir möchten hier jedoch klar zum Ausdruck bringen, dass die Ablehnung dieses Vorhabens durch die Lehrerschaft für uns schwerwiegend ist.
Die Bedenken der Lehrer müssen sehr ernst genommen werden. Ein Weiter so kann und darf es nach unserer Meinung nicht geben.
Die Lehrerschaft beklagt nach unserer Ansicht zurecht, dass sie mit der Situation alleine gelassen wird.
Wir bringen hiermit klar zum Ausdruck, dass es ein MEHR an Schulsozialarbeitern braucht und eine intensivere Betreuung der Kinder aus problematischen Verhältnissen, das kann eine Schule aber nicht allein stemmen.
Eine Bundesrepublik, die sich „Bildungsrepublik“ schimpft, muss mehr Geld für derartige Investitionen bereitstellen. Das Land ist hier in der Pflicht. Man kann nicht Schulen, die ohnehin schon in einem schwierigen Umfeld agieren, immer mehr aufbürden und dann meinen sämtliche Probleme lösten sich von allein in Wohlgefallen auf. Das ist eine Wolkenkuckucksheim-Strategie.
Man fragt sich natürlich auch, warum diese Kinder nicht per Bus in den Stadtnorden gebracht werden können. Man entscheidet sich bei derartigen Zuweisungen immer für Schulen in Stadtteilen die ohnehin problembelastet sind.
Wir werden dieser Vorlage also nur unter der Voraussetzung zustimmen, dass es eine klare Zusage vonseiten der Verwaltung gibt, diese Schule massiv zu entlasten.
Wer Integration will, und wer will, dass sie gelingt, muss Geld in die Hand nehmen, sonst produzieren wir die nächste Bürgergeld-Generation. Das hilft der Stadtgesellschaft sicher nicht und noch weniger den betroffenen Kindern, die man wieder einmal mit schönen Worten im Regen stehen lässt. Die Schülerzahlen, die in GE die Schule ohne Abschluss verlassen, sprechen hier Bände.
Danke
Frau Oberbürgermeisterin, meine Damen und Herren,
Die Linke wird dieser Vorlage, trotz einiger Vorbehalte zustimmen.
Es dürfte niemandem verborgen geblieben sein, dass Die Linke kein Freund einer ausufernden Ansiedlung von großen Logistikern ist. Logistikunternehmen verbrauchen viel Fläche, sind in der Regel nicht für gute Löhne bekannt und eine solche Ansiedlung bringt u. U. für die Anwohner eine große Lärmbelastung und ein erhöhtes Verkehrsaufkommen mit sich.
Deswegen ist es schon mal erfreulich, dass hier zumindest nur 40% vorgesehen sind. Die Revitalisierung von bestehenden Gewerbeflächen ist ein Ziel, welches gerade schon versucht wird. Aber Schalke Nord hat nicht gerade den besten Ruf, man kann nur hoffen, dass es genug Gewerbetreibende finden lassen, um diese Räumlichkeiten auch zu nutzen.
Wir hoffen außerdem, dass die Politik der Bundesregierung solchen Projekten, und das gilt auch für das bestehende Projekt Berliner Brücke, nicht den Todesstoß versetzt. Denn mit ihrer unbedachten, kopflosen Energiepolitik treibt sie immer mehr Mittelständler ins Ausland oder gleich in den Ruin. Genau auf diese Unternehmen zielt jedoch die Stadt Gelsenkirchen mit ihrer Strategie, sowohl beim Umbau auf Schalke Nord als auch beim Projekt Berliner Brücke
Wir werden der Vorlage also trotz einiger Bedenken zustimmen, besonders angesichts der Wichtigkeit und Tragweite des Projektes für die weitere Stadtentwicklung und die Entwicklung des Stadtteils im Besonderen.
Danke.
Ratssitzung vom 16.05.2024
Zum Antrag von WIN zur Härtefallkommission
Frau Oberbürgermeisterin, meine Damen und Herren,
wir würden uns von der Einführung einer Härtefallkommission in jedem Fall eine bessere Unterrichtung der jeweiligen Mandatsträger vorstellen.
Vielfach ist es wirklich so, wie Herr Akyol es ausgeführt und dargestellt hat, dass man teilweise von derartigen Fällen aus der Presse erfährt und das ist unser eigentliches Problem dabei.
Von einer solchen umstrittenen Abschiebung erfährt man auch immer dann erst, wenn sie bereits stattgefunden hat, allein das finden wir sehr ungünstig.
Ein Ausnahme ist es, wenn die Betroffenen sich direkt an die Fraktionen wenden. Sollte das nicht der Fall sein, erfährt wirklich erst relativ spät davon, wenn man faktisch nicht mehr eingreifen kann.
Die Probleme, die wir damit haben und die mit der Verschärfung des Asylrechts auf europäischer Ebene einhergehen, das muss ich nicht näher ausführen, das hat Herr Specht gerade ganz gut getan, sind offensichtlich.
Bei einigen Fällen muss man sich natürlich schon fragen, erst recht, wenn es um diese geistig behinderte Person geht, die man in den Kosovo abgeschoben hat, ob dort auch nur annähernd adäquat ein solche Person betreut werden kann. Ich wage das zu bezweifeln, denn das ist ein bitter armes Land. Ich kann mir das einfach nicht vorstellen.
Insofern fänden wir eine solche Kommission, bei der auch alle Fraktionen einbezogen wären, durchaus unterstützenswert und deswegen werden wir den Antrag von Herrn Akyol mittragen.
Frau Oberbürgermeisterin, meine Damen und Herren,
unsere Fraktion wird bei dieser Vorlage nicht einheitlich abstimmen.
Auf der einen Seite können wir uns, und da nehme ich mich nicht aus, durchaus vorstellen, dass es hier positive Impulse geben könnte.
Aber bei mir überwiegen die Befürchtungen, dass ein solches Beratergremium nicht wirklich ergebnisoffen und uneigennützig berät, auch, wenn es in der Rechtsform eines Vereins daherkommt.
Wir hatten hier vor einigen Jahren schon einmal eine solche Diskussion beim Beitritt zur Partnerschaft Deutschland- einige werden sich erinnern - das war damals im nichtöffentlichen Teil.
Wir erwarten einfach von der Verwaltung, dass sie sich gerade bei diesem wichtigen Zukunftsthema der Transformation, den entsprechenden Sachverstand draufschafft, gerade in einer Stadt, die sich Solarstadt nannte und nicht darauf angewiesen ist oder sein sollte, sich von externen Experten beraten zu lassen, denn damit geht immer mehr Expertise verloren,- das potenziert sich.
Im Übrigen liefert die Stadt damit natürlich auch für die Mitglieder des Vereins direkte Einblicke in das Vorgehen der Verwaltung und die neuen Vorhaben. So etwas ist immer und an sehr, sehr vielen Stellen ein Einfallstor für Lobbyisten.
Gerade im Hinblick auf die letzten Skandale der letzten Zeit kann ich so dieser Vorlage nicht zustimmen.
Und deswegen werde ich diese Vorlage ablehnen. Danke.
Bettina Peipe
Frau Oberbürgermeisterin, meine Damen und Herren,
ich mache es auch ganz kurz.
Offengestanden finden wir die Begründung für die Vorlage etwas abenteuerlich.
Sie lautet nämlich im Kern, dass außerschulische Kräfte dieses Angebot bestreiten, die schwierig zu akquirieren und zu halten seien und dazu noch schlecht bezahlt werden.
All das und auch die Schwierigkeiten mit der Schülerschaft wären wohl einfach zu lösen, indem man mehr gute Lehrer einstellt, mehr Schulpsychologen und Schulsozialarbeiter.
Aber für solche vernünftigen Erwägungen lässt man keinen Raum, denn das Angebot zurückzufahren ist natürlich billiger.
Das hat für meinen Geschmack mit Bildungspolitik nur noch sehr bedingt etwas zu tun.
Und dass die Elternschaft sozusagen dem Ganzen hier zugestimmt hat, ist wohl nur der Tatsache geschuldet, das ihnen der Spatz in der Hand wichtiger ist, als die Taube auf dem Dach,- das heißt lieber dreimal funktionierend, als viermal nicht funktionierend. Insofern sehe ich da wirklich ein Riesenproblem.
Es läuft also meiner Ansicht nach noch immer wie in den Achtzigern. Es läuft hier im Land weiter nach dem Motto, von wegen Stichwort Bildungsrepublik:
Bei der Rüstung sind sie fix, für die Bildung tun sie nix!
Danke.
Bettina Angela Peipe
Ratssitzung vom 15.02.2024
Frau Oberbürgermeisterin, meine Damen und Herren,
wie sie sich vorstellen können, unterstützen wir selbstverständlich den Antrag von AUF Gelsenkirchen vollumfänglich und erwarten selbstverständlich, dass er auf der Tagesordnung verbleibt.
Wir haben viele der im AUF Antrag genannten Punkte, warum wir das vorliegende Handlungskonzept für unwissenschaftlich und kontraproduktiv halten, in unserer Rede zum Handlungskonzept am 15.Juni 2023 erwähnt und hatten die stille Hoffnung, dass die Stadtverwaltung aus purem Anstand dieses Konzept zurückziehen und eine Neuformulierung in Angriff nehmen würde.
Bei vielen Jüdinnen und Juden löst die Haltung Deutschlands bis hinunter zu den Kommunen nur noch Unverständnis aus. Dass dieses Konzept so völlig unausgewogen daherkommt und deswegen für den Gebrauch an Schulen und Bildungseinrichtungen völlig ungeeignet ist, weil es einseitig die deutsch-israelische Sicht auf die Geschichte transportiert und die Geschichte des palästinensischen Volkes und dessen Leiderfahrung vollständig ausblendet, hatten wir auch bereits dargelegt.
Es trägt nach unserem Dafürhalten eine antideutsche Handschrift und wir finden es weiterhin inakzeptabel, dass die Stadt mit Leuten aus diesem Umfeld kooperiert. Wir hatten darüber gesprochen, Frau Oberbürgermeisterin.
Dieses Handlungskonzept in seiner jetzigen Form dient nur der Diffamierung des politischen Gegners, speziell auf der linken Seite des politischen Spektrums und verunglimpft Personen wie Wolfgang Gehrcke, der gerade in der israelisch-palästinensischen Friedensbewegung einen extrem guten Ruf genießt.
Das jetzige Handlungskonzept würde dazu führen, ich darf das noch einmal erwähnen, dass Personen wie die leider bereits verstorbene Esther Bejerano als Antisemitin diffamiert werden dürften, was übrigens über antideutsche Gruppen bereits passiert, und man sie mit diesen Anwürfen von Veranstaltungen hätte ausladen können.
Und vielleicht noch als Abschlusssätze, damit Sie nicht denken, das sei aus der Luft gegriffen. Derartige Konzepte mit der entsprechenden Schlagseite gibt es bereits in vielen Städten, was gerade dazu geführt hat, dass die 88- jährige Holocaust-Überlebende Marione Ingram, die zu Vorträgen an Schulen in ihrer Heimatstadt Hamburg eingeladen war, wieder ausgeladen wurde. Ingram hatte sich für einen Waffenstillstand in Gaza eingesetzt und bezeichnet die amerikanische und deutsche Pro-Israel Politik, ich zitiere, als „verstörend“ und „beängstigend“.
Insofern sind wir natürlich dafür, dass dieser Punkt auf der Tagesordnung verbleibt.
Frau Oberbürgermeisterin, meine Damen und Herren,
wir werden dem hier vorliegenden Antrag nicht zustimmen, sondern uns enthalten.
Unsere Solidarität gilt allen Menschen, die diskriminiert, entrechtet und ausgebeutet werden, gleich welcher Nationalität sie sind.
Die Trierer Erklärung ist jedoch allzu wohlfeil und passt damit genau in das Selbstbild, das auch hier in Gelsenkirchen während der Demo gegen rechts an den Tag gelegt wurde. Sie soll ein Freibrief sein, ein Feigenblatt
Man bekenne sich zu Demokratie und Menschenwürde, heißt es dort. Wo ist dieses Bekenntnis in Bezug auf Gaza. Deutschland tut weiterhin nichts, um dieses Sterben zu verhindern.
Man will die Spaltung der Gesellschaft aufheben, lesen wir. Wo sehen wir das? Zwei Millionen Menschen müssen mittlerweile zu den Tafeln, weil ihre Transferleistungen nicht einmal mehr für das Lebensnotwendigste reichen, während die 200 reichsten Deutschen mittlerweile 1,4 Billionen € Vermögen angehäuft haben und weiterhin keine Vermögenssteuer bezahlen.
Verbrauchssteuern steigen, was hauptsächlich die Armen trifft.
Über 40% der Rentner haben eine Rente unter 1200,-€ , während grüne Politiker etwas zusammenfantasieren von Durchschnittsrenten von 2000,- €. Da fragt man sich in welchem Paralleluniversum diese Leute leben.
Unterschiedliche Meinungen müssten ausgehalten werden schalmeit es mir aus der Erklärung entgegen, aber immer stärker um sich greifende Zensur-Gesetze sind Realität in Deutschland und der EU, die das mehr und mehr verhindern. Die übelsten Treiber in dieser Hinsicht, Faeser SPD, Pau, Grüne und Von der Leyen CDU
Frau Faeser schraubt an neuen Möglichkeiten eine Überwachung durch den Verfassungsschutz, den Inlandsgeheimdienst, zu ermöglichen. Der Tatbestand nennt sich „Delegitimierung des Staates“. Was das ist bestimmt demnach Frau Faeser und die Regierung. Ein hübscher und deshalb brauchbarer Gummibegriff.
Zwischen 44% und 67% der Deutschen glauben, dass man seine Meinung nicht mehr frei äußern kann. Das sind Zahlen von 2023.
Man nehme nicht hin, dass eine Atmosphäre der Verunsicherung, der Angst und des Hasses geschürt werde, heißt es wohltönend in der Erklärung. Was tut Kanzler Scholz gerade, wenn er fordert:„Wir müssen endlich im großen Stil abschieben“ Wenn gerade im Bundestag in zweiter und dritter Beratung ein „Rückführungsverbesserungsgesetz“ debattiert wurde. Frau Faeser sprach gar von einer „Rückführungsoffensive“, damit man schneller und effektiver abschieben könne. Sie forderte schon im August die Abschiebung von Mitgliedern von Clan Familien, die nicht straffällig geworden sind. Ich wage zu bezweifeln, das das die Verunsicherung schmälert
Die Trierer Erklärung will angeblich nicht akzeptieren, dass der Kern unserer Verfassung angetastet wird. Warum höre ich dann vom Städtetag und von den sonstigen Demokraten nichts zu unsäglichen Äußerungen von solchen Prachtexemplaren wie Roderich Kiesewetter von der CDU, der den Krieg nach Russland tragen will, warum höre ich nichts zu unserer angeblichen Außenministerin, die sich gleich in einem Krieg mit Russland wähnt. Warum höre ich nichts zu üblen Rüstungslobbyisten wie Strack--Zimmemannn, die ihren Antislawismus kübelweise in deutschen Talkshows abladen darf und das in einem öffentlich-rechtlichen Medium, das auch dem Frieden verpflichtet sein sollte.
Frau Barley SPD schwadronniert über die mögliche Notwendigkeit europäischer Atomwaffen. Pistorius SPD will Deutschland kriegstüchtig machen. Und immer mehr sogenannte Experten aus rechten Think Tanks fordern neben Leuten wie Öttinger CSU auf Kriegswirtschaft umzustellen und Friedrich Merz salbaderte schon im März 2022 davon, dass er eine direkte Verwicklung der NATO im Ukraine-Krieg nicht mehr ausschließe, was nichts anderes bedeuten würde als den Dritten Weltkrieg.
All das berührt den Wesenskern des Grundgesetzes. Denn es gibt ein Friedensgebot des Grundgesetzes und im Übrigen auch der Vereinten Nationen.
Die Rüstungsausgaben explodieren und werden die letzten Reste des Sozialstaates hinwegfegen. Wo sind denn da die Oberdemokraten, die sich für die Weiterexistenz des Art. 20 des Grundgesetzes einsetzen, der Deutschland zu einem Sozialstaat erklärt und das mit einer Ewigkeitsgarantie.
Wo sind diese Menschen, wenn es gilt Schulen und Universitäten endlich auskömmlich auszustatten. Deutschland liegt auf Platz vier aller europäischen Länder, wenn es um die Quote der Schulabbrecher geht. Vor uns liegen nur noch Rumänien, Spanien und Ungarn.
Warum werden die Demos gegen rechts zum Teil von den selben Medien und Personen hochgejazzt und bejubelt, die die Teilnehmer der Friedensdemonstration am 25. Februar 2023 in Berlin als „Lumpenpazifisten“, „Friedenshetzer“, „Friedensschwurbler“, „Secondhand-Kriegsverbrecher“ oder Unterwerfungspazifisten beschimpfen durften.
Solche Erklärungen wie diese tun niemandem weh, das ist wie mit den Demos gegen rechts. Ich würde mir wirklich wünschen, die Deutschen hätten aus ihrer Vergangenheit gelernt, aber angesichts des dröhnenden Schweigens zu Kriegspropaganda, massiver Aufrüstung, zu den Kriegen in der Ukraine und in Gaza muss man wohl konstatieren, das haben sie nicht. Die Demos sind genau wie diese Trierer Erklärung das Pfeifen im Walde. Es sind Selbstversicherungen, die „die Angst vor dem eigenen inneren Monster nehmen“ sollen wie jüdische Schriftstellerin Deborah Feldmann es formulierte.
Aber Hauptsache es sieht gut aus. Demokrat sein, wenn es nichts kostet, ist immer sehr einfach. Ich habe auf der Demo, außer meinem eigenen, kein regierungskritisches Plakat gesehen.
Wir sind „die Guten“, „die Anständigen“ schallte es vom Podium herab und wird mit groupiehaftem Selbstbeweihräucherungsklatschen quittiert und überhaupt wie hieß das bei Hagen „ist alles so schön bunt hier“.
Wie auch auf der Demo gegen rechts finde ich in dieser Trierer Erklärung nichts zu den Ursachen, wie es soweit kommen konnte, dass die Rechten so stark geworden sind. Die seit 30 Jahren betriebene miserable Politik der selbsternannten Demokraten treibt diesen Leuten die Wähler zu. Das ist der Humus auf dem diese rechten Parteien gedeihen. Solange die Demonstranten und die Unterstützer dieser Erklärung den Zusammenhang zwischen Armut und Rechtsentwicklung leugnen, solange werden rechte Kräfte in Deutschland erstarken.
Glauben Sie mir, sich gegenseitig zu versichern, wie lieb Sie sich alle haben, wird ihnen nicht helfen, diese Leute zu stoppen. Da hilft nur eine schonungslose politische Analyse, aber die sehe ich nirgendwo bei unseren Demokraten. Auch die Trierer Erklärung bleibt hübsch im Ungefähren und ist damit so nichtssagend und windelweich, wie sie nur sein könnte.
Weiß der Himmel, aus Trier kam schon mal Besseres!
Ratssitzung mit Haushalt 07.12.2023
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, liebe Kolleginnen und Kollegen, verehrte Gäste auf der Tribüne, liebe Zuseher,
das Haushaltsaufstellungsverfahren ist dieses Jahr geordneter abgelaufen als in den letzten Jahren, obwohl bei der endgültigen Beratung wieder auf die letzte Minute Änderungsanträge eingereicht wurden, auf die man sich nicht vorbereiten konnte.
Die Folgen der Pandemie und des Ukrainekrieges werden auch in den nächsten Jahren den Haushalt belasten, da die Zinskosten für die verschobenen Millionen zu tragen sein werden. Da muss ich der Oberbürgermeisterin widersprechen, die in der Einbringungsrede von einem Ende der Krise gesprochen hat. Wir haben immer noch eine akute Krise, man schaue auf die Kriege in Europa und im Nahen Osten.
Die Stadtspitze spricht von Dekadenprojekten, die jetzt angegangen werden sollen, Stadtentwicklung, Bildung und Schulbau. Wo bleiben die Lösungen für die anstehenden Probleme bei den Ansprüchen auf Kindergartenplätze und verlässliche Betreuung in der OGS? Hier müssen weiterhin große Anstrengungen unternommen werden, um die gesetzlichen Vorgaben erfüllen zu können. Da wird zu wenig getan, auch mangels finanzieller Mittel.
Und da sind wir auch schon beim Geld.
Ohne eine auskömmliche Finanzierung der Kommunen durch Bund und Land wird das nichts mit einem ausgeglichenen Haushalt. Er wird auch in den nächsten Jahren nicht zu erreichen sein, wenn sich die Regierungsparteien in Bund und Land nicht endlich einigen. Der Bund wird sich jetzt auf die desolate Haushaltslage zurückziehen und die Frage der kommunalen Finanzen auf Eis legen. Hier muss noch mehr Druck von den Kommunalvertretern der in Verantwortung stehenden Parteien kommen. Diese Vertreter werden auch heute wieder den Schuldenhaushalt mittragen.
Bei Einbringung wurde das Minus auf knapp 37 Millionen geschätzt, jetzt liegt man schon bei 52 Millionen. Das wird nicht das Ende der Fahnenstange sein. Nicht seriös kalkulierbare Einnahmen aus der Gewerbesteuer sind ein großes Hindernis zu einem ausgeglichenen Haushalt.
Durch Schließungen von Betrieben durch Insolvenzen, Weggang ins Ausland und Aufgabe von Standorten werden sich weitere Löcher in den Gewerbesteuereinnahmen ergeben, die heute noch nicht abzusehen sind.
Weiter wird es zu niedrigeren Gewerbesteuereinnahmen kommen durch Produktionsausfälle auf Grund von fehlendem Material und vor allem durch die extrem gestiegenen Energiekosten werden auch in 2024 die Bilanzen der hiesigen Betriebe weiter belastet.
Eine Entlastung bei den Energiekosten der privaten Haushalte durch Steuergeld wurde gerade durch die Regierung zurückgefahren, für die Industrie hat sie es gar nicht eingeführt.
Wo dann die erhofften Steuereinnahmen für die Stadt herkommen sollen, weiss wohl nur die Kämmerei. Wie schon in den letzten Jahren dargelegt, denken viele Firmen über eine Verlagerung ihrer Produktion z.B. nach Übersee nach, was die amerikanische Regierung nach Kräften mit einer protektionistischen Subventionspolitik befördert. Fest steht jedenfalls, keine deutsche Firma - auch nicht hier in Gelsenkirchen -, die im internationalen Wettbewerb steht, wird es überstehen, dass sie dauerhaft 4-5fach höhere Energiepreise stemmen muss. Das ist selbstmörderisch und wird in einer krassen Deindustrialisierung münden. Eine Rezession, die schon jetzt von vielen Experten erwartet wird, wird voll auch auf Gelsenkirchener Unternehmen durchschlagen.
Bei einem Durchschnittseinkommen von ca. 18000 € und einer extrem hohen Arbeitslosigkeit sind solche Aussichten katastrophal.
Auch folgendes hat sich im letzten Jahr nicht geändert:
Die Bundesregierung befördert eine Entkopplungsstrategie von der chinesischen Wirtschaft. Diese Art der Wirtschaftspolitik wird Gelsenkirchen mit voller Wucht treffen. Auch Gelsenkirchener Firmen treiben regen Handel mit China. Eine solche Entkopplungsstrategie wäre also eine vollständige Katastrophe.
Ein weiteres Problemfeld welches die Kommunen im kommenden Jahr weiterhin belasten wird ist die Tatsache dass es immer noch keine vollständige Übernahme der Flüchtlingskosten durch den Bund geben wird. Die letzthin vereinbarten Summen reichen niemals aus, um auch eine Integration der Flüchtlinge zu finanzieren.
Der Bund muss die Kosten für alle Flüchtlinge komplett übernehmen, bis sie entweder in ihr Land zurückkehren können oder sich in Deutschland dank guten berufliche Perspektiven selbst finanzieren können. Hierzu müssen Integrationsanstrengungen der Kommune und der betroffenen Menschen mit deutlich mehr Mitteln ausgestattet werden.
Man kann es nicht oft genug sagen:
Ein Ende des Krieges in der Ukraine ist nicht abzusehen, zumal es zu keinem ernsthaften diplomatischen Vorstoß der Regierung zu Waffenstillstandsverhandlungen gekommen ist.
Der Bund und das Land müssen hier endlich ihrer Verantwortung gerecht werden, vor allem wenn die Bundesregierung durch verfehlte Sanktionsmaßnahmen auch noch die eigene Bevölkerung belastet. Sozialverbände und Arbeitsloseninitiativen sehen den sozialen Frieden im Land gefährdet.
Ein Ende der Kriegshandlungen ist auch im Interesse der deutschen Wirtschaft und der deutschen Bürger. Auch in Gelsenkirchen haben viele Firmen langjährige Wirtschaftsbeziehungen zu Russland. Der 100% ige Wegfall dieses Geschäftes wird zu massiven Wirtschaftspleiten nicht nur in Gelsenkirchen führen. In 2023 konnten noch einiges an Ausfällen kompensiert werden, aber die schlechte Konjunktur wird sich in 2024 verstärkt bemerkbar machen.
Und wieder hat sich an anderer Stelle nichts entscheidend verbessert:
Wenn der Stellenplan in der Allgemeinen Verwaltung für 2023 802 Stellen ausweist aber nur 736 zum 30.06. besetzt sind, wundert es keinen, wenn Bearbeitungszeiten in der Verwaltung ewig dauern. Bearbeitungszeiten im Ausländeramt oder dem Versorgungsamt von über 12 Monaten sind ein Trauerspiel, nicht durchgeführte Baumaßnahmen kommen hinzu.
Durch nicht besetzte Stellen spart man zwar Geld, aber am falschen Ende. Die Anstrengungen zur Besetzung der offenen Stellen müssen intensiviert werden auch durch verbesserte Konditionen für die Bewerber.
Ziel muss es sein, Gelsenkirchen für Menschen attraktiver zu machen, die sich neue Aufgaben suchen wollen. Es bedarf finanzieller Anreize, auch die Wohnungsbaupolitik muss hier in den Blick genommen werden.
Wohin die Reise bei den Energiekosten geht, kann keiner voraussehen, zu befürchten ist allerdings, dass die hohen Preise im nächsten Jahr auf dem Niveau bleiben oder sich nur gering abschwächen, sogar möglich, dass sie vielleicht auch weiter steigen werden.
Die besonders Betroffenen sind wieder einmal die Armen dieser Stadt, weil das Geld für Strom und Heizung nicht reichen wird. Der aufgelegte Fond um Energiearmut zu bekämpfen wird hoffentlich ausreichen. Seit Jahren reichen die Transferleistungen nicht für das soziokulturelle Minimum, weswegen es die Tafeln gibt und jetzt, wo es seit über 25 Jahren bei armen Menschen nicht mehr für's Essen reicht, reicht das Geld auch nicht mehr für Strom und Heizung. Die geplante Erhöhung des Bürgergeldes, wenn diese denn kommt, gleicht nicht einmal die Inflation aus und ist faktisch eine Kürzung.
Sozialpolitik wird in Deutschland immer noch stiefmütterlich behandelt statt endlich wieder eine Vermögenssteuer einzuführen und die Erbschaftssteuer deutlich zu erhöhen. Lieber denkt man über eine Kürzung von Bürgergeld und Renten nach. Scheinbar sind einige der etablierten Parteien die Schlangen an den Tafeln noch nicht lang genug.
Aber in Rüstung investieren dass könne alle diese demokratischen Parteien. Und dies nicht zu knapp. Zu den 100 Milliarden Sonderschulden für die Aufrüstung der Bundeswehr kommen noch etliche Milliarden zusammen, um den Ukrainekrieg zu befeuern. War die Lieferung von Waffen in Kriegsgebiete nicht immer abgelehnt worden?
Das ausgegebene Geld für Waffen fehlt in den Sozialsystemen in ganz Deutschland.
Besonders für eine von Armut geplagte Stadt wie Gelsenkirchen ist das ein Desaster.
Auch die Gelsenkirchener Normalbürger zahlen über ihre Steuern für Hochrüstung, während sich die Reichen und Superreichen einen schlanken Fuß machen. Diese profitieren lieber von den Gewinnen ihrer Aktien, unter denen sich auch Rüstungsaktien befinden, deren Kurse durch die Decke gegangen sind.
Die Bürger Gelsenkirchens müssen die nächsten 50 Jahre die Folgen der verfehlten Politik bezahlen, um die Folgen des Ukrainekrieges und die Coronafolgen abzufangen. Hochrüstung ist immer teuer und wird von den kleinen Leuten bezahlt.
Der Bundesfinanzminister jagt jeden Tag eine andere Sau durchs Dorf mit Vorschlägen wo man kürzen oder streichen könnte. Weitere Kahlschläge in den Sozialhaushalten müssen in den nächsten Jahren befürchtet werden. Die geplante Kindergrundsicherung droht hinten runter zu fallen, dies wäre eine weitere schlechte Nachricht für die Kinder, die zu über 40% in Gelsenkirchen von Transferleistungen abhängig sind. Jeder Euro der gekürzt wird tut hier richtig weh. Letzte Meldungen besagen, dass es wohl eine Minimalversion der Kindergrundsicherung geben wird, wenn auch verspätet. Immerhin! In den nächsten Jahren muss es aber deutlich mehr Geld für diese Aufgabe geben.
Fazit: Nichts hat sich für die Kommunen im letzten Jahr gebessert und warum sollte es in 2024 anders laufen?
Die Linke lehnt den Haushalt in der vorgelegten Form ab.
Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit.
Martin Gatzemeier
Frau Oberbürgermeisterin, meine Damen und Herren,
am 7. Oktober verübte die Hamas ein Massaker an über 1200 israelischen Bürgern und nahm ca. 250 Israelis als Geiseln. In dem darauffolgenden Gegenschlag des israelischen Militärs wurden bisher über 14.000 palästinensische Zivilisten getötet, davon über 5.500 Kinder.
Ziel deutscher Politik müsste es sein, das Blutvergießen so schnell wie möglich zu beenden, stattdessen erleben wir einmal mehr ein völliges Versagen deutscher Diplomatie, was auf immer mehr Unverständnis im globalen Süden und im arabischen Raum stößt.
Aber nicht nur in diesen Kreisen löst die deutsche Haltung Unverständnis aus: Immer mehr jüdische und israelisch-palästinensische Friedensorganisationen lehnen diese Haltung ab. Besonders in Amerika wächst die Zahl jüdischer Menschen, auch aus Holocaust- Überlebenden- Familien, die sich gegen den Krieg in Gaza stellen. Mit Aktionen unter dem Titel; Not in our name! gab es große Demonstrationen mit zehntausenden von Teilnehmern und eine Blockade der Grand Central Station in New York.
Die kritischen Stimmen, die auch in die tausende gehen, wie die von Naomi Klein, Deborah Feldman, Moshe Zuckerman, Gideon Levy, Amira Hass und Moshe Zimmermann werden immer vernehmbarer. Unterdessen lehnt die deutsche Regierung einen Waffenstillstand weiterhin ab und das Sterben der Zivilisten auf beiden Seiten, die nichts mit der Gewalt am 07.10.2023 zu tun hatten, geht weiter.
Wer also weiterhin einen Waffenstillstand ablehnt, suggeriert zwar, dass er damit im Interesse Israels handelt. In Wahrheit unterstützt er damit nur die ultrarechte israelische Regierung. Für die vielen Israelis, die sich Frieden und Sicherheit wünschen, spricht er nicht, - im Gegenteil er lässt diese Menschen im Stich.
Noy Katsmann, dessen Bruder, der israelische Friedensaktivist Haim Katsman, am 7.Oktober 2023 von der Hamas umgebracht wurde, erläutert seine Haltung so:
„Das Wichtigste für mich und auch für meinen Bruder wäre, dass sein Tod nicht als Rechtfertigung für die Tötung unschuldiger Palästinenser genutzt wird. Das Töten von Palästinensern wird keine Sicherheit bringen.“ Deutschland, meine Damen und Herren, wird sich also entscheiden müssen, ob es die demokratischen Kräfte in Israel unterstützen möchte oder diese Regierung.
Die Sicherheit von Israelis und Palästinensern kann nur gemeinsam gedacht werden. Jede Bombe auf Gaza, jeder weitere Tote wird eine neue Generation der Hamas hervorbringen. Gewalt gebiert Gewalt! Entscheidend wäre nun, die Spirale der Gewalt zu durchbrechen. Eine militärische Lösung in diesem Konflikt kann es nicht geben. Jeder weitere Kriegstag wird die Kräfte schwächen, die sich für Frieden und Verständigung einsetzen.
Was uns offengestanden fassungslos macht, ist die völlige Empathielosigkeit gegenüber den palästinensischen Opfern. 80% aller Bewohner des Gazastreifens befinden sich auf der Flucht, ein Großteil der zivilen Infrastruktur ist auf Jahrzehnte zerstört.
Avril Benoît von Ärzte ohne Grenzen beschreibt unsägliche Zustände. Kinder, deren Haut zu 50% verbrannt ist, können mangels Medikamenten nicht adäquat medizinisch versorgt werden. Operationen müssen teilweise ohne Betäubung stattfinden, als wären wir wieder im Mittelalter angekommen.
Die WHO befürchtet, dass ausbrechende Seuchen noch mehr Tote zeitigen könnten, als die Bombardierungen selbst.
„Gaza ist ein Friedhof für Kinder geworden“, sagte Unicef-Sprecher James Elder. Dieser Einschätzung schloss sich auch der UN- Generalsekretär Antonio Guterres an, dessen Rede beim UN- Sicherheitsrat, vor ca. einem Monat man nur voll und ganz unterstützen kann.
Wir reden bei den israelischen Toten und bei den palästinensischen Opfern von Menschenleben, die ausgelöscht werden. Wir reden von der Trauer und Verzweiflung der Hinterbliebenen, von Eltern, die ihre Kinder verlieren, von Kindern, die den Tod von Geschwistern verkraften müssen, von Kindern, die durch Tod, Gewalt, Bomben und Hunger traumatisiert werden, die -genau wie die israelischen Opfer- mit Verstümmelungen werden leben müssen.
Diese Erfahrungen werden ihr ganzes zukünftiges Leben überschatten. Wir reden hier nicht von Zahlenkolonnen in einem Frontbericht, wir reden von Menschen, die auch jetzt in diesem Moment sterben- auf beiden Seiten.
Die, nach dem menschenverachtenden Überfall der Hamas, verständliche Wut und der Wunsch nach Rache müssen der Vernunft weichen. Wer Rache will - muss einer japanischen Weisheit gemäß - zwei Gräber ausheben. Und genau an diesem Punkt befinden wir uns.
Die Politik der israelischen Regierung und die kritiklose Unterstützung dieser rechtsnationalen Regierung durch die deutsche Regierung schaffen keine Sicherheit, sie bringen jüdische Menschen, Israelis und den Staat Israel noch weiter in Gefahr.
Deborah Feldman kritisierte in einem Interview mit der Welt diese deutsche Haltung und sieht hier auch psychologische Motive am Werk: „In Deutschland dient die uneingeschränkte Solidarität mit Israel als ein Freispruch vom Vorwurf des Antisemitismus.“ „ Die Solidarität mit Israel, die deutsche Staatsräson, sind also ein Selbstschutz. Sie hat narzisstische Motive.“ „Die Staatsräson soll den Deutschen ihre Angst vor dem eigenen inneren Monster nehmen. Aber sie ist gleichbedeutend mit der Bereitschaft, gegenüber Israel blind zu sein.“
Genau diese deutsche Haltung bringt Israel in Gefahr und drängt die demokratischen Kräfte in Israel in die Defensive, anstatt sie zu stärken. Und um es noch einmal ganz klar zu sagen, nichts, nichts wird die deutsche Schuld gegenüber jüdischen Menschen jemals tilgen. Sie bleibt eine ewige Verpflichtung, denn die Täter kamen aus unserem Land.
Um so fataler ist es deswegen, wenn zwei jüdische Autoren Moshe Zimmermann und Moshe Zuckermann am Ende ihres neuen Buches konstatieren müssen :
„Die jetzigen deutsch-israelischen Beziehungen zeigen jedenfalls, dass etwas mit den Lehren aus der Geschichte schiefläuft.“
Die militärische Logik muss ein für alle Mal beendet werden. Kriege lösen keine Konflikte, sie schaffen neue. Kriege sind Teil des Problems, nicht der Lösung.
Weder kann Krieg für Sicherheit sorgen noch Terror für Befreiung. Notwendig ist eine Friedenslösung auf der Grundlage des Existenzrechts beider Nationen. Deshalb fordern wir einen gerechten Frieden, die friedliche Koexistenz der beiden Völker unter einer Zweistaatenlösung.
Die Bundesregierung fordern wir auf, bei allen Konfliktparteien auf die Einhaltung des Völkerrechts zu dringen, Menschenrechtsverletzungen auf beiden Seiten zu ächten und in den Dialog für den Frieden und einer Zweistaatenlösung in friedlicher Koexistenz einzutreten.
Mit großer Sorge betrachten wir den ansteigenden Antisemitismus in Deutschland. Wir stellen uns als gewählte Vertreterinnen und Vertreter der Stadtgesellschaft geschlossen gegen diese Entwicklung. Gleichzeitig wehren wir uns gegen pauschale Vorurteile und Diskriminierungen gegenüber Musliminnen und Muslimen.
Das oberste Ziel deutscher Diplomatie muss lauten:
Frieden und die Wahrung der Menschenrechte im Rahmen des Völkerrechts.
Dies fordern wir von der deutschen Regierung ein!
Frieden ist das höchste Gut der Menschheit, nur im Frieden kann Zivilisation gedeihen und jeder Krieg ist eine Bankrotterklärung der menschlichen Vernunft, vor der Barbarei.
Ich könnte es auch mit Willi Brandt ausdrücken: „Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts!“
Danke!
Bettina Angela Peipe, Fraktion Die Linke
Ratssitzung vom 28.09.2023
Bettina Peipe
DIE LINKE. hat sich der Resolution gegen die Aufgabenverlagerung der Personengruppe U25 von den Jobcentern (SGB II) zur Agentur für Arbeit (SBG III) ausgesprochen und klare Worte gefunden. Arbeitsminister Heil und die Ampelregierung können nicht weiter zu Kosten der Kommunen und der finanziell Schwächsten agieren.
Frau Oberbürgermeisterin, meine Damen und Herren,
zunächst einmal möchten wir feststellen, dass wir dieser Resolution zustimmen werden.
Wie wir bereits im Ausschuss für Arbeit und Soziales ausgeführt haben, waren wir völlig entsetzt über diese geplante Aufgaben und Zuständigkeitsverlagerung, die hier angedacht ist. Sie ist für uns - um das ganz klar zu sagen - ein weiteres Beispiel der völligen Inkompetenz und Bürgerferne der derzeitigen Regierung. Dass ein derartiger übler Taschenspielertrick angewandt wird, um nach außen Zahlen zu schönen ist wirklich ungeheuerlich. Zumal wir es hier mit keiner wirklichen Sparmaßnahme zu tun haben, sondern hier geht es schlicht darum, die Finanzierung, die vorher aus Steuermitteln gestemmt wurde, und somit von der Gesamtgesellschaft getragen wurde, in die Beitragsfinanzierung zu verschieben. Somit werden ab jetzt hauptsächlich Arbeitnehmer die Finanzierung übernehmen und somit wird diese Kasse weiterhin zum Schaden der Beschäftigten geschwächt.
Diese Maßnahme steht in der unguten Tradition der Verschiebung von Zahlenkolonnen
zwischen Steuer- und Beitragstöpfen in den 1990er Jahren. Volkswirtschaftlich war dies letztendlich immer mit massiven Schäden bei den Sozialversicherungen verknüpft. Diese Ausplünderungen waren immer auch mit nachfolgenden Sparappellen verbunden und zwar von den gleichen Playern, die vorher die Beitragskassen geplündert hatten. In dieser herzallerliebsten Tradition steht die jetzige Planung. Hier geht es aber nicht nur um dreistes Zahlenfälschen, sondern um das Schicksal von jungen Menschen, deren Zukunftsaussichten mit diesen Planungen massiv geschädigt werden.
Diese angedachte Veränderung bricht mit einem wichtigen Grundsatz des Sozialstaates, dass Leistungen aus einer Hand zu erbringen sein sollen, wo dies möglich ist. Die von Finanzminister Lindner geforderten Budgetkürzungen sollten nicht auf dem Rücken von jungen Erwachsenen ausgetragen werden, deren Aussichten momentan eh nicht rosig sind. Die herbeiphantasierten Einsparungen für 2025 immerhin 900000€ sind natürlich reine Luftbuchungen, weil dieses völlig undurchdachte Handeln massive Schäden anrichten wird. Die arbeitsmarktliche Förderung von jugendlichen Bürgergeldempfängern unter 25 Jahren soll ab dem Jahr 2025 von den heute dafür zuständigen Jobcentern (die aus Steuermittel finanziert werden müssen) in die Agenturen für Arbeit der Bundesagentur für Arbeit verlegt werden(die als Arbeitslosenversicherung aus Beitragsmittel der beitragspflichtigen Arbeitnehmer und Arbeitgeber finanziert wird).
Die ohnehin jetzt schon prekäre Lage der Jobcenter wird damit noch weiter destabilisiert.
Wir reden hier über eine wirklich große Personengruppe, die von diesen Änderungen betroffen wäre in der gesamten Bundesrepublik geht es um 700000 Menschen in Gelsenkirchen um ca.7100.
Das Bundesnetzwerk Jobcenter hat sich aus diesem Grunde am 5. Juli 2023 mit einer extrem kritischen Stellungnahme zu Wort gemeldet und spricht von einem „radikalen Systemwechsel“, der „weitreichende gesellschaftliche, organisatorische und personelle Folgen haben“ werde.
»Die Herausnahme des Personenkreises der Jugendlichen aus dem SGB II durchbricht die absolut sinnvolle ganzheitliche Betreuung der Bedarfsgemeinschaften und der Familien durch die Jobcenter vor Ort, die gerade mit dem Bürgergeldgesetz erst erfolgte Akzentuierung des Beratungs- und Betreuungsauftrages der Jobcenter und nicht zuletzt die auf die Jugendlichen zugeschnittenen Instrumente, wie zum Beispiel § 16h SGB II (Förderung schwer zu erreichende junger Menschen) und § 16k SGB II (ganzheitliche Betreuung). Dies gilt insbesondere für besondere Personengruppen unter den Jugendlichen mit spezifischem Beratungsbedarf, wie beispielsweise zugewanderte junge Menschen, Schulabbrecher, Wohnungslose etc.«
»Darüber hinaus werden die vielfältigen flächendeckenden ganzheitlichen Beratungsstrukturen in den Jugendberufsagenturen sowie die vor Ort bestehenden Kooperationsformen zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit massiv gefährdet. Die Jobcenter sind in vielfältiger Art und Weise regional eng vernetzt. Insbesondere die Verzahnung der kommunalen sozialintegrativen Eingliederungsleistungen wie die Schuldner - und Suchtberatung mit den arbeitsmarktpolitischen Eingliederungsleistungen sind ein sehr wichtiger Erfolgsfaktor in der Integrationsarbeit mit den jungen Menschen.«
Zwei Tage später haben sich die Personalräte der Jobcenter mit einer noch schärferen Positionierung, der wir uns als LINKE nur anschließen können, zu Wort gemeldet. Dort heißt es: »Wirklich arbeitsmarkt- und sozialpolitisch Sinn macht dieser rein haushaltspolitisch motivierte Taschenspielertrick nicht.“
Man fragt sich, ob den in Berlin Handelnden wirklich klar ist, wie vielfältig die Probleme dieser jungen Menschen sind. Es geht hier nicht um schnöde Arbeitsvermittlung. Wir reden hier von Suchtproblemen, schwierigen familiären Verhältnissen, psychischen Problemen mit denen die Vermittler hier konfrontiert sind. Hier haben sich Strukturen gebildet und Kompetenzen aufgebaut, um den Problemen Herr zu werden. Von all dem scheint man in Berlin am grünen Tisch noch nie etwas gehört zu haben.
Die Bundesagentur für Arbeit verfügt hingegen nicht über die entsprechende Kompetenz und die nötige Vernetzung,- die Strukturen sind schlicht nicht vorhanden.
Die jetzige Planung würde zu einem krassen Kompetenzverlust führen, die Beratung der jungen Menschen würde sich drastisch verschlechtern.
Abgesehen davon bedeutet die geplante Änderung eine zusätzliche psychische und bürokratische Belastung, während sich gleichzeitig die Qualität verschlechtert. Das Bürgergeld sollte hier gerade, abgesehen von seinem finanziellen Papiertigertum eine Verbesserung bewirken. Stärkung der Ausbildung und Weiterbildung, Wegfall des Vermittlungsvorrangs, Kooperationsplan, Aufwertung der Sozialberatung, ganzheitliche Betreuung und Coaching, etc.
Statt einer bürokratischen Vereinfachung kommt es zu einem noch schlimmeren Bürokratiemonster, dass die Betroffenen, die Jugendlichen und ihre Eltern, einspinnen würde in ein geradezu kafkaeskes Netz aus unterschiedlichen Zuständigkeiten. Es wäre denkbar, dass es Leistungen der Kindergrundsicherungsstelle, durch das Jobcenter, der Jugendämter und der Wohngeldstellen geben könnte und mittendrin die Jugendlichen und ihre Familien. Der bürokratische Wahnsinn in Reinkultur zusätzliche Kosten und zeitlicher Aufwand inklusive.
Des Weiteren - und das wäre die nächste Baustelle - ist überhaupt noch nicht klar, was mit den Beschäftigten in den Jobcentern passiert, die bisher die Betreuung gestemmt haben. Bei einem möglicherweise nötigen Wechsel des Personals zur Bundesagentur wäre der nächste Moloch an Problemen eröffnet, besonders für kommunale Beschäftigte. Eventuelle benötigtes zusätzliches Personal dürfte angesichts des viel beklagten Fachkräftemangels auch nicht schnell zu beschaffen sein, erst recht nicht in der benötigten Qualität.
Aus einem buchhalterischen Schnellschuss wird ein gesellschaftspolitischer unausgegorener Supergau.
Die Zukunft dieser jungen Menschen positiv zu beeinflussen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, genau deshalb sollte sie auch weiterhin von allen, sprich aus Steuermitteln bezahlt werden. Eine Änderung, wie sie jetzt angedacht ist, ist vollständig verantwortungslos und spricht der sich verschärfenden Armut und Perspektivlosigkeit gerade dieser jungen Menschen Hohn.
Wir schließen uns daher der Resolution vollumfänglich an und hoffen auf ein Einlenken der Ampel zum Wohle der jungen Menschen in Gelsenkirchen und im Bund.
Danke!
Bettina Angela Peipe
Frau Oberbürgermeisterin meine Damen und Herren,
Rassismus in jeder Spielart ist widerwärtig. Rassismus beweist ein Denken in Überheblichkeiten. Rassismus möchte ausgrenzen und abwerten. Die linken Bewegungen des letzten Jahrhunderts haben sich gegen jede Form von Rassismus gestellt. Die einzige Unterscheidung, die es noch geben sollte, war die zwischen oben und unten, zwischen denen die Macht haben und denen die ohnmächtig sind. Die Linke hat ihre Wurzeln im Internationalismus so war auch jede Form von Kriegsbeteiligung für Linke ein Unding, denn ein deutscher Arbeiter sollte nicht auf einen französischen Arbeiter schießen. Persönlichkeiten wie Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und auf der anderen Seite Persönlichkeiten Jean Jaures haben bis zur letzten Sekunde dafür gekämpft, den ersten Weltkrieg zu verhindern.
Heute gewinnen immer häufiger Meinungen die Oberhand, die sich wieder über andere erheben möchten. Man möchte belehren, am liebsten die deutsche Geschichte gleich ganz umschreiben, so gerade erst im Zusammenhang mit dem Auftritt eines ukrainischen SS Angehörigen im Kanadischen Parlament passiert, nach dem sich deutsche Historiker anheischig machten, bestimmte SS- Einheiten rein zu waschen. Wir unterstützen mit EU- Geldern die Umbenennung von Straßen und Plätzen in der West- Ukraine, die dann nach Stepan Bandera, einem bekennenden Antisemiten benannt werden, dessen Organisation an Judenpogromen beteiligt war.
Die deutsche Mitte oder das, was sich dafür hält, hat mit dafür gesorgt, die Grenzen des Sagbaren nach rechts zu verschieben. Genannt seien hier Personen wie Kurt Biedenkopf von der CDU, der turbantragende Horden im seinem Garten träumte, Thilo Sarrazin von der SPD, der Kopftuchmädchen für ein abnehmendes Bildungsniveau verantwortlich machte oder auch Jürgen Rüttgers von der CDU, der im Wahlkampf Kinder statt Inder plakatieren ließ.
Mittlerweile taucht immer häufiger auch in deutschen Talkshows wie Markus Lanz, Anne Will und ähnlichen Verblödungsveranstaltungen unwidersprochen das Bild des „slawischen Untermenschen“ wieder auf. So bei Florence Gaub, die dort von sich gab, dass Russen zwar europäisch aussähen, aber doch ein anderes Verhältnis zur Gewalt und zum Tod hätten. Da dreht sich einem Antifaschisten buchstäblich der Magen um. Aber für Herrn Lanz gab es da keinen Grund der Dame ins Wort zu fallen. Ähnliche Äußerungen kamen von angeblichen Literaten, die dafür den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhielten.
Weiß Gott, es gäbe gegen Rassismus viel zu tun, stattdessen plärren immer mehr Leute völlig geschichtsvergessen. im deutschen und europäischen Parlament eindeutig aus der faschistischen Tradition stammende Schlachtrufe und es gibt keinen Sturm der Entrüstung. Aber was will man auch von jungen Parlamentariern erwarten, die nicht einmal mehr wissen, dass Bismarck deutscher Reichskanzler war.
Und damit wären wir auch schon beim eigentlichen Problem dieser Vorlage. Solche Initiativen verbleiben an der Oberfläche, sie liefern schöne Lippenbekenntnisse, aber wenn es zum Schwur kommt, sind sie zuweilen recht zahnlos, da sie immer mit zweierlei Maß messen.
Am meisten gestört an dieser Vorlage hat uns der paternalistische Tonfall.
Es wirkte so, als wolle man den unbedarften Deppen in der Provinz jetzt mal zeigen, was Antirassismus ist und als müsse man das in großväterlichem Ton erklären. Ich glaube bei allen noch vorhandenen Problemen im Bereich Rassismusprävention und dem Kampf gegen Rassismus, den es wahrscheinlich immer wird geben müssen, hat Gelsenkirchen es nicht nötig sein Licht unter den Scheffel zu stellen. Seit Jahrzehnten gibt es hier Initiativen gegen Rassismus, ob in den linken oder linksliberalen Parteien, in den Gewerkschaften. Schon vor Jahrzehnten gab es Aktionen der Gewerkschaften wie“ Mach meinen Kumpel nicht an“ und in den deutschen Gewerkschaften und Parteien sind Migranten auf allen Ebenen vertreten und vernetzt.
Besonders irritiert war ich beim Lesen der Vorlage von einer fast antidemokratischen Haltung die hier sichtbar wurde. Man überlegte sofort, wie mit Kritik von Oppositionsparteien umzugehen sei und wie man darauf zu reagieren habe. Ich dachte bis jetzt immer, dass Opposition ein wichtiger Bestandteil unseres Staatswesens sei, ein Teil der checks and balances. ein notwendiges Korrektiv, aber hier scheint man Opposition als einen Gegner wahrzunehmen, den es zu bekämpfen gilt. Das erinnert mich in unappetitlicherweise an die berühmt-berüchtigten Pandemieplanspiele. Wo immer gleich der Umgang mit Widerspruch oder Kritik und der Umgang mit den Medien mit geübt wurde.
Man verweist auf Experten, die man in solchen Fällen zur Verfügung stellen könne. Die Frage ist nur, wer sind diese Experten, wer schlägt sie vor und aus welchen Think Tanks kommen sie. Aus der Zeit der Pandemie ist uns hoffentlich noch sehr präsent, wie regierungsnah die Zusammensetzung der Expertengruppen war, die das große Wort führten, und wie hochrangige Experten, die einen kritischeren Blick auf die Lage hatten, diffamiert, ausgegrenzt und aus dem Internet gelöscht wurden.
Auch beim Thema Hatespeech, das weiter hinten in der Vorlage angesprochen wird, zucke ich immer ein wenig, denn auch hier hat nicht nur die Pandemie gezeigt, wie instrumentalisierbar solche ajuristischen Gummibegriffe sind. Das ist fast so schön wie „Delegitimierung des Staates“ oder „Gefährder“. Man kann in solche Begriffe hineinlegen, was immer man möchte und derjenige, der gerade als Staatsfeind ausgemacht wurde, kann damit diffamiert werden. Menschen, die während der Pandemie eine kritische Haltung hatten, konnten abseits des ganzen hohlen Solidaritätsgeschwafels massiv beleidigt werden, ohne dass auch nur ein einziger Anti-Hatespeecher auf den Plan getreten wäre. Da durften Kritiker als Blinddarm, als Ratten und als Volksschädlinge bezeichnet werden. Und für den Fall, dass die Anti-Hatespeecher es nicht bemerkt haben sollten. Das ist faschistoider Sprachgebrauch.
Besonders spannend ist bei dieser Vorlage auch wieder das völlige Fehlen von wirklicher Ursachenforschung, denn dann müsste man sich mit kapitalistischen Strukturen befassen. Wie und warum entsteht Faschismus und Rassismus? Man müsste darüber nachdenken, warum gerade jetzt in einer Zeit tiefer politischer Krisen, Rassismus und andere, nationalistische Einstellungen wieder im Aufschwung begriffen sind. Darüber müsste gemeinsam nachgedacht werden. Aber dazu findet sich nichts in diesem Papier. Man doktort an Symptomen herum. Die wirtschaftliche Lage wird völlig ausgeblendet. Aus der Vergangenheit könnte man lernen, dass Menschen in Zeiten wirtschaftlichen Abschwungs sich aus Angst vor Abstieg von rechten und rechtsradikalen Parteien einfangen lassen. Die momentanen Zahlen sind nicht umsonst so, wie sie sind. In solchen Zeiten liefern rechte Parteien Sündenböcke. Das ist einfach und man erspart sich das Nachdenken. Aber gerade jetzt wäre tiefgehende Analyse nötig und politische Bildung, die auf einem geradezu katastrophalen Niveau angekommen ist. Bildung wird hier zwar erwähnt, aber sobald sie keine Lehren aus der Vergangenheit zieht und keine Gefahren in derzeitigen Phänomenen erkennt, wird sie nicht helfen. Die neuen Hitlers werden sehr smart daherkommen. Noch schwieriger wird es, wenn man bedenkt, dass das heutige Bildungssystem stark auf Konformität setzt, das in Frage stellen von Narrativen kommt dort eher nicht vor.
Interessant an dieser Vorlage ist auch, dass die Macher, von Flüchtlingsbewegungen ausgehen, aber nicht erwähnen, dass ein Großteil dieser Flüchtlingsströme durch völkerrechtswidrige Kriege des selbsternannten Wertewestens entstanden sind. Auch heute stammt ein großer Teil der Flüchtlinge aus Regionen, wie dem Irak, Libyen und Syrien wo wir mit unserem Eingreifen failed states hinterlassen haben. Flüchtlinge fallen nicht vom Himmel. Auch nicht erwähnt wird natürlich der massive Waffenexport Deutschlands.
Der Aktionsplan sieht alle zwei Jahre einen Bericht vor, der vermutlich viele zeitliche Ressourcen binden wird, die man möglicherweise besser in den schon bestehenden Strukturen investieren könnte, die vielfältig sind, gerade hier in GE. Auch die Vernetzung scheint schon gut zu funktionieren, braucht es da eine zusätzliche Kontrollinstanz, die Maßnahmen evaluiert? Wir sind immer noch der Meinung, dass auch hier das Subsidiaritätsprinzip gelten sollte. Was auf kommunaler Ebene getan werden kann sollte auch hier getan werden. Nur wo es gar nicht anders geht, sollten internationale Initiativen greifen.
Was soll uns ein Satz sagen wie „ Überlegen sie sorgfältig, wer abhängig vom Tätigkeitsbereich in den Konsultationsprozess (zusätzlich) einbezogen werden soll“ Man darf annehmen, dass hier die „demokratischen Fraktionen“ unter sich bleiben werden, was ja auch die Schlagseite bei vergangenen Vorlagen erklärt.
Der Plan sieht auch - neben sanften Methoden- Sanktionen vor. Uns scheint fraglich, wie das vor sich gehen soll. Wie sollen Verstöße in Gesprächen mit Verwaltungsmitarbeitern aufgedeckt werden? Wie in Bezug auf Bürger. In Städten wie Berlin gibt es Portale, bei denen angebliche Verstöße gemeldet werden könne. Das öffnet Denunziationen Tür und Tor. Gegen Rassismushilft keine Blockwartmentalität, sondern Zivilcourage.
Man möchte teilweise der Stadt eine größere Skepsis gegenüber supranationalen Organisationen wünschen. Denn so wichtig die UNO ist und mit ihr die Unesco als Teil dieser Organisation, so darf man in der momentanen Situation nicht vergessen, dass all diese Organisationen finanziell mehr und unter Druck geraten, da sie von den Staaten nicht auskömmlich finanziert werden. Das ist ein Einfallstor für Großkonzerne und teilweise dubiose Stiftungen, die dann versuchen ihre eigene Agenda durchzudrücken.
Auch am Toolkit for Equality war die vollständig neoliberal ausgerichtete Europäische Kommission beteiligt und die Open Society- Foundation, die nicht gerade dafür bekannt ist, sich für die Demokratie ins Schwert zu stürzen, die aber sehr häufig anzutreffen ist, wenn irgendwo ein Regime- Change ansteht. Interessant ist natürlich auch, dass gerade durch die EU in Krisensituationen massiv bestehende Arbeits- und Gewerkschaftsrechte außer Kraft gesetzt werden und dass das Arbeitsunrecht in der EU inunfassbarem Ausmaß zugenommen hat
Diversity ist für viele Großkonzerne kein Problem, sofern die kapitalistischen Strukturen ansonsten nicht angetastet werden. Da kann man sich brüsten mit der Wahrung der Menschenrechte, während man gleichzeitig die Ausbeutung besonders für Migranten verschärft.
Wir werden dieser Vorlage trotzdem zustimmen, denn der Kampf gegen Rassismus ist uns ein wichtiges Anliegen. Wir wollen hoffen, dass unsere Bedenken unbegründet sind und sich die Städtekoalition in eine gute Richtung entwickelt. Wir werden den weiteren Fortgang kritisch begleiten.
Danke!
Bettina Angela Peipe